
Ethereum (ETH) hat seit Anfang August rund 25 % zugelegt und ist von 3,807 US-Dollar auf über 4,750 US-Dollar gestiegen. Dabei erreichte der Kurs kurzzeitig einen neuen Höchststand bei 4,867 US-Dollar. Für erfahrene Krypto-Investoren sind solche August-Rallyes jedoch oft mit einem bekannten Vorbehalt verbunden: Im September kommt es zu Kursrückgängen.
Historisches Muster: Starker August, schwacher September
Seit 2016 zeigt Ethereum einen wiederkehrenden saisonalen Trend: Wenn ETH im August Gewinne verzeichnet, tendiert es im September zu einer Underperformance. Dieses Muster zeigte sich insbesondere in den drei Jahren nach der Halbierung:
- Im August 2017 stieg Ether um 92.86 %, gefolgt von einem Rückgang um 21.65 % im September.
- Im Jahr 2020 führte eine Rallye von 25.32 % im August zu einem Rückgang von 17.08 % im September.
- Im Jahr 2021 legte ETH im August um 35.62 % zu, verlor im darauffolgenden Monat jedoch 12.55 %.
Dieser Trend deutet auf eine potenzielle Schwachstelle hin, insbesondere in den Zyklen nach der Halbierung, in denen die Euphorie häufig technischen Korrekturen weicht.
Divergierende Fundamentaldaten im Jahr 2025
Trotz historischer Präzedenzfälle wird es im Jahr 2025 zu mehreren strukturellen Veränderungen kommen, die die Entwicklung verändern könnten. Zu den wichtigsten gehören Spot-Ether-ETFs und erhebliche Zuteilungen von Unternehmensanleihen – beides gab es bei den vorherigen Rallyes im August nicht.
Die institutionellen Zuflüsse in Ether-ETFs erreichten allein im August fast 3 Milliarden US-Dollar, während Unternehmenskassen mittlerweile über 13 Milliarden US-Dollar in ETH halten. Ein bemerkenswertes Beispiel ist BitMine, das seine Ether-Bestände in diesem Monat um 45 Millionen US-Dollar auf insgesamt 7 Milliarden US-Dollar erhöhte.
Dieses Maß an institutionellem Engagement verändert das Nachfrageprofil von Ethereum und dämpft möglicherweise historische Volatilitätsmuster, die mit spekulativem Einzelhandelsverhalten verbunden sind.
Makrobedingungen unterstützend, aber vorsichtig
Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, gab auf dem Symposium in Jackson Hole einen gemäßigten Kommentar ab und deutete eine mögliche Zinssenkung im nächsten Monat an. Die Kryptomärkte reagierten positiv, da niedrigere Zinsen typischerweise als positiv für risikobehaftete Anlagen wie Kryptowährungen gelten.
Der makroökonomische Optimismus muss jedoch gegen die technische Vergangenheit abgewogen werden. Der September bleibt ein historisch schwieriger Monat für ETH, und obwohl ETF-Zuflüsse und Treasury-Unterstützung neue Variablen sind, reichen sie möglicherweise nicht aus, um kurzfristige Gewinnmitnahmen und saisonale Ermüdung auszugleichen.
Kapitalrotation: Bitcoins Verlust, Ethereums Gewinn
Die Marktdominanz von Bitcoin hat im vergangenen Monat um fast 6 % auf rund 58 % abgenommen. Diese Verschiebung spiegelt eine breitere Kapitalumschichtung in Altcoins wider, wobei Ethereum als Hauptnutznießer hervorgeht. Die Divergenz zwischen den Ether- und Bitcoin-ETF-Zuflüssen – 2.79 Milliarden US-Dollar ETH-Zuflüsse gegenüber 1.2 Milliarden US-Dollar BTC-Abflüssen – unterstreicht diesen Stimmungswandel.
Ausblick: Vorsicht im September mit strukturellem Rückenwind
Obwohl historische Daten zur Vorsicht mahnen, könnte es 2025 zu einer strukturellen Divergenz kommen. Institutionelle Nachfrage, makroökonomischer Rückenwind und das Engagement des Finanzministeriums könnten das Abwärtsrisiko im September mindern oder zumindest das Ausmaß einer möglichen Korrektur abmildern. Die entscheidende Frage bleibt: Wird das Gewicht der Geschichte die sich entwickelnden Fundamentaldaten überwiegen?
Anleger sollten ETF-Ströme, die politischen Signale der Fed und die institutionelle Positionierung genau beobachten. Ob Ethereum im September seinen saisonalen Trend durchbricht, wird tiefere Einblicke in die Reife und Widerstandsfähigkeit des Vermögenswerts in einer sich entwickelnden Makro-Krypto-Landschaft geben.







