
Laut EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone sieht die Europäische Zentralbank (EZB) viele Möglichkeiten für bedingte Zahlungen unter Verwendung des digitalen Euro, die über reguläre Überweisungen hinausgehen. Insbesondere können diese Transaktionen auf herkömmlichen Ledgern erfolgen und erfordern keine Blockchain-Technologie.
Laut Cipollone werden bedingte Zahlungen nur dann geleistet, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. „Die meisten heutigen Zahlungen sind an zeitbasierte Anforderungen geknüpft, wie etwa die Überweisung eines bestimmten Betrags an einem bestimmten Tag. Wir glauben, dass wir zu mehr in der Lage sind“, sagte er gegenüber Reuters. Er nannte Beispiele wie automatische Rückerstattungen für Passagiere verspäteter Züge, die mühsame Reklamationen überflüssig machen.
Das Interesse an der Erprobung bedingter Zahlungsmethoden ist groß, wie die 100 Ideen für mögliche Anwendungen zeigen, die die EZB erhalten hat. Cipollone erklärte, dass nach der sechsmonatigen Testphase ein ausführlicher Bericht vorgelegt werde.
Der Einführungstermin des digitalen Euros ist trotz kontinuierlicher Fortschritte noch unbekannt. Obwohl die EZB mit der Auswahl der Lieferanten begonnen hat, werden die Verträge erst abgeschlossen, wenn die Währung vom EZB-Rat genehmigt wurde. Laut Cipollone ist die Regulierung des digitalen Euros fast abgeschlossen, aber bevor er umgesetzt werden kann, ist noch eine EU-Gesetzgebung erforderlich.
Cipollone ging auf Bedenken hinsichtlich Stablecoins ein und warnte, dass eine stärkere Verwendung von an den Dollar gekoppelten Stablecoins für europäische Zahlungen dazu führen könnte, dass Einlagen in die Vereinigten Staaten abwandern, was wirtschaftliche und regulatorische Probleme aufwerfen würde. Er stellte fest, dass das politische Bewusstsein für dieses Problem zunimmt. Obwohl die Veröffentlichung noch auf die parlamentarische Zustimmung wartet, wird eine endgültige Entscheidung über die Weiterentwicklung des digitalen Euro-Projekts bis November 2025 erwartet.