
Nach einer umstrittenen Bitcoin-Transaktion im Wert von 45 Millionen Dollar im Zusammenhang mit illegalen Aktivitäten hat die größte Oppositionspartei Tschechiens, ANO, der Regierung das Misstrauen ausgesprochen und damit weitere politische Unruhen ausgelöst. Zwei Monate vor den Parlamentswahlen, die für Dienstag angesetzt sind, nehmen die Spannungen zu.
Das Misstrauensvotum wurde am Donnerstag von Alena Schillerová, der stellvertretenden Vorsitzenden der rechtsgerichteten ANO-Partei, eingereicht. Sie warf der Regierung Korruption und mangelnde Offenheit im Zusammenhang mit dem Verkauf von Bitcoins vor, die einem verurteilten Schwerverbrecher beschlagnahmt worden waren.
Korruptionsvorwürfe nach Bitcoin-Verkauf
Das tschechische Justizministerium gab am 28. Mai bekannt, dass es rund 500 Bitcoins für eine Milliarde Tschechische Kronen (1 Millionen US-Dollar) versteigert habe. Damals entsprach ein Bitcoin einem Wert von rund 45 US-Dollar. Die Bitcoins waren zuvor von Tomas Jirikovský beschlagnahmt worden, der einen Online-Schwarzmarkt betrieb und 104,000 wegen Unterschlagung, Drogenhandels und Waffendelikten schuldig gesprochen wurde.
Nach dem Verkauf forderte ANO eine gründliche Prüfung der Maßnahmen des Ministeriums. Dabei ging es unter anderem darum, wer den Verkauf genehmigt hatte, ob die Bitcoin-Quelle ausreichend überprüft wurde und wer am meisten von dem Deal profitierte. Laut der Oppositionspartei fordern mehrere Auktionsteilnehmer bereits Rückerstattungen und sind sich nicht sicher, wie etwaige finanzielle Verluste gedeckt werden sollen.
Unter wachsendem Druck tritt der Justizminister zurück
Der tschechische Justizminister Pavel Blažek trat im Zuge der Kontroverse am 30. Mai zurück. Als Begründung nannte er die Notwendigkeit, die Glaubwürdigkeit der Regierung vor den nächsten Wahlen zu wahren. Blažek erklärte, sein Rücktritt sei eine Vorsichtsmaßnahme, um schlimmere politische Folgen zu vermeiden, und bestritt jegliches Fehlverhalten.
Eva Decroix wurde inzwischen von Präsident Petr Pavel als neue Justizministerin vereidigt. Decroix bestätigte, dass das Justizministerium die Ermittlungen umfassend unterstützen werde, und versprach, eine unabhängige Untersuchung der Bitcoin-Transaktion einzuleiten. „Wir werden bei der Untersuchung des Spendenfalls kooperieren“, erklärte sie.
Kryptowährungsprobleme haben internationale Auswirkungen
Während Staats- und Regierungschefs weltweit zunehmend wegen ihrer Beteiligung an Kryptowährungen unter die Lupe genommen werden, rückt die tschechische Bitcoin-Affäre ins Licht. Der argentinische Präsident Javier Milei geriet in die Kritik, weil er die auf Solana basierende Kryptowährung Libra (LIBRA) des Libertad-Projekts unterstützte. Die Marktkapitalisierung stieg kurzzeitig auf 4.56 Milliarden US-Dollar, bevor sie nach Mileis Rückzug um 94 % fiel. Die argentinische Antikorruptionsbehörde sprach ihn schließlich von jeglichen Rechtsverstößen frei, da sie zu dem Schluss kam, dass er persönlich gehandelt habe.
Auch in den USA haben Präsident Donald Trumps Kryptowährungsaktivitäten für Aufsehen gesorgt. Demokratische Senatoren leiteten eine Untersuchung durch einen Unterausschuss ein und legten im Mai einen Gesetzesentwurf vor, der Trumps Möglichkeiten, mit seinen Kryptowährungs-Geschäften Geld zu verdienen, einschränken soll.